Die Oranienbaumer Heide wurde seit 1945 militärisch genutzt. Als die Sowjetarmee 1992 den Standort verließ, zeigte sich auf weiten Flächen des Truppenübungsplatzes ein hohes Naturpotential. Die Heidelandschaft wird durch Flächen mit Magerrasen, Gras-Krautfluren, Säumen, Gehölzstrukturen und Pionierwäldern umrahmt. Über 800 Pflanzenarten, darunter viele seltene und bedrohte, wie Sand-Strohblume, Berg-Haarstrang, Heide-Nelke oder Zierliches Schillergras kommen hier vor. Auch Tierarten, die auf eine solche Kulturlandschaft angewiesen sind, z. B. Wiedehopf, Heidelerche und Ziegenmelker, Raubwürger, Neuntöter oder Sperbergrasmücke haben sich hier angesiedelt. Um das Gebiet zu sichern wurde es von der Bundesregierung an die DBU Naturerbe GmbH übertragen.
Nach der Nutzungsaufgabe gefährdete die einsetzende Sukzession die Offenlandarten des Gebietes. Seit 2008 bewirtschaftet die Primigenius gGmbH den zentralen Bereich mit Heckrinder und Konikpferden. Mittlerweile werden 800 ha auf diese Weise offen gehalten. Die Tiere durchstreifen die Fläche ganzjährig und mit sehr geringer Besatzstärke (0,2 GVE/ha). Sie leisten dabei einen wertvollen Beitrag zur Zurückdrängung der Gehölze, der Verjüngung der Besenheide und der Schaffung von offenen Sandstellen.
Die Beweidung wird durch die Hochschule Anhalt wissenschaftlich begleitet. Im Focus steht dabei vor allem die naturschutzfachliche Erfolgskontrolle des Offenland-Managements. So kann, wenn nötig, schnell nachgesteuert werden (z.B. bei der Besatzstärke) um die Zielerreichung nicht zu gefährden.
Die Oranienbaumer Heide gilt, durch ihre langjährige Nutzung als Truppenübungsplatz, weiterhin als munitionsbelastetes Sperrgebiet. Die Hauptwege sind aber beräumt, so dass das Gebiet touristisch genutzt werden kann. Besucher haben so die Möglichkeit, direkt durch das Weidegebiet zu gehen und diese wunderschöne Landschaft, sowie – mit etwas Glück – Konik und Heckrind aus nächster Nähe zu erleben.
alle Bilder: Claudia Meier
Gerd Bauschmann (rechts) übergibt Urkunde und Trophäe an (von links) Dr. Stefan Reinhard, Frau Prof. Dr. Sabine Tischew und Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert (Foto: Simone Bauschmann).
Ca. 30 Personen waren bei herrlichstem Wetter und hervorragender Organisation der Einladung zur Verleihung der diesjähringen Auszeichnung „Weidelandschaft des Jahres“ in die Oranienbaumer Heide in Sachsen-Anhalt gefolgt.
Begrüßt wurde durch den Leiter des Biosphärenreservats Mittelelbe, Guido Pohlmann, die Umweltministerin Frau Prof. Dr. Claudia Dalbert, den Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Prof. Dr. Werner Wahmhoff, die wissenschaftliche Leiterin des Projekts, Frau Prof. Dr. Sabine Tischew und den Geschäftsführer der Primigenius gGmbH, Dr. Stefan Reinhard.
Anschließend folgte eine „Safari“ durch das Gebiet, das auf ca. 800 ha mit Heckrinder- und Konikherden beweidet wird. Antje Lorenz und Katrin Henning von der Hochschule Anhalt stellten insbesondere die Heiden und Sandmagerrasen mit ihren Tier- und Pflanzenarten aber auch den Pflegeproblemen vor.
Abschließend lobte die Umweltministerin noch einmal das Naturschutzprojekt in der Oranienbaumer Heide, die nach ihren Worten das größte zusammenhängende Weidegebiet Deutschlands darstellt. Danach erfolgte die Übergabe einer Urkunde und einer Trophäe von Weidewelt an Frau Prof. Dr. Sabine Tischew und an Dr. Stefan Reinhard. In seiner Laudatio stellte der Weidewelt-Vorsitzende Gerd Bauschmann die Bedeutung von Weidelandschaften für die Biodiversität, also für Lebensräume, Tiere und Pflanzen sowie die gentische Vielfalt, dar, hob aber auch die Bedeutung für Klima- und Hochwasserschutz sowie die Erholung und Erzeugung gesunder Lebensmittel hervor. Er dankte allen Beteiligten für ihre hervorragende Arbeit und das gedeihliche Miteinander.
Abschließende Worte gab es von DBU-Generalsekretär Prof. Wahmhoff, von Landrat Jürgen Danneberg und Dr. Stefan Reinhard, der noch zu einem Imbiss mit köstlicher Heckrindwurst einlud.
alle Bilder: Simone und Gerd Bauschmann
Die Broschüre ist für 5,-- € zuzügl. Versandkosten über den Weidewelt-Versand erhältlich. Bei größeren Stückzahlen wird Mengenrabatt gewährt.
Natur und Landschaft, Heft 2/2017
Mitteldeutsche Zeitung, 7.7.17
Elbe-Kurier, 8.7.17
Bauern-Zeitung, 17/32
Naturschutz und Landschaftsplanung 49/2017